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Marathon-München15. Oktober 2000 morgens. Es ist kühl. Über den
Wiesen hängt Nebel. Mit einer Gruppe von anderen Läufern gehe ich von der U-Bahn zum Startbereich. Es ist mein zweiter Marathon. Natürlich habe ich verwegene Ideen: Unter vier Stunden, das müßte
eigentlich zu packen sein - so fit, wie ich mich fühle. Start! Aus den riesigen Boxen hämmert Musik. Das geht in die Beine. Man hat richtig Lust, zu rennen. Mit 5min:25sec pro km laufe ich los. Im
Englischen Garten registriere ich etwas verwundert, wie leicht mir diese Geschwindigkeit fällt, auf die hin ich eigentlich gar nicht trainiert habe. Weiter so! Innenstadt. Die Münchner machen gute
Stimmung. Meine Stimmung ist auch gut. Aber für kurze Momente flackern Gedanken auf, die nicht ganz zu dieser Stimmung passen: Was ich hier mache ist möglicherweise doch kein Segelflug sondern ein echter
Langstreckenlauf. Macht nichts. Für ein gutes Ergebnis kann man sich ruhig ein wenig anstrengen. |
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Halbmarathon. Das kann nicht sein: Ist das der “Mann mit dem Hammer”? Der steht doch erst bei km 30! Aber er ist es. Innerhalb von
Minuten werden meine Beine schwer. Das Glykogen, der wichtigste Energie-Vorrat, ist verbraucht.Zu allem Überfluss kommt auch noch die Sonne durch. Gnadenlos schönes Wetter! |
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Eine Zeit lang versuche ich noch, meine Geschwindigkeit wenigstens unter 6 Minuten zu halten. Aber keine Chance.Das Medien-Viertel von
München ist die Hölle. Nicht der geringste Schatten. Etliche Marathonis haben sich schon an die Seite gesetzt. Aber ich laufe noch! Laufe? Ich schleiche. Jeden Meter sage ich mir: “Den einen
schaffst du noch!” |
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Die Münchner sind wiklich bösartig. Jetzt haben sie auch noch Steigungen in die Strecke eingebaut. Ein achzigjähriger Spaziergänger ist
schneller als ich, wenn ich mich diese furchtbaren Berge hinauf quäle. Mindestens zwei Meter Höhenunterschied sind zu überwinden!Das Schild mit der “40”. Zwei Kilomerter noch. Unglaublich. Es könnte
eventuell doch sein, dass ich es bis in’s Ziel schaffe. Jetzt nicht aufgeben! Das Ziel ist in Sicht! Tolle Musik dröhnt mir entgegen. Links und rechts stehen Tribünen. Der Sprecher begrüßt (fast) jeden
Läufer an Hand der Startnummer mit seinem Namen. Die Zuschauer jubeln. Die Münchner sind klasse! Nach 4h:41min:38sec renne ich durchs Ziel. Gewonnen! 5 Minuten schneller, als in Hamburg. Das kühle
Getränk im Zielbereich schmeckt herrlich. Ich setze mich zu den Zuschauern auf die Tribüne. Eine Stunde lang applaudiere ich gönnerhaft den langsamen Läufern, die lange nach mir durch’s Ziel kommen. Toll,
dass die durchgehalten haben. |
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